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Interview mit Stereoact

"so wie wir sind"

Wir treffen Stereoact an einem Frühlingstag in einem kleinen Eiscafé im Erzgebirge. In einer Zeit, da noch keine Konzerte erlaubt sind, sendet das Annaberger DJ-Duo live von den ungewöhnlichsten Orten–vom Gerüst, unter Tage aus dem Schacht oder eben aus der Eismanufaktur Kolibri. „So ist jeder Auftritt auch ein bisschen Werbung fürs Erzgebirge“, sagen sie. Als Geschenk haben wir die Picus-Figuren im schwarzen Bergmannshabit mitgebracht. Jeder darf sich eine auswählen. Das Auspacken erinnert ein bisschen an Weihnachten–wie die kleinen Kinder freuen sich die Jungs über jede neue Figur und können es kaum erwarten, was wohl im nächsten Päckchen steckt. Ihr Münchner Manager Ike Müller ist auch dabei und verfällt gleich mit in den erzgebirgischen Weihnachtsrausch...

Sebastian Seidel (RIXX): Das hier ist meiner! Der mit dem Säbel. Was ist das? Der Obersteiger? Der passt zu mir. Ich bin auch eher der rustikale Typ.

Ric Einenkel (RIC): Ich nehm den mit den Edelsteinen. Den Erzträger. Der glitzert so schön.

Ike Müller: Bei mir steht schon so einer auf dem Fensterbrett. Die Jungs haben die erzgebirgische Kultur bis nach München gebracht. Sogar Produzenten-Urgestein Ralf Siegel hat einen!

 

Super gemacht. Ihr seid ja auch Botschafter des Erzgebirges …

RIXX: Jawoll! Und das mit Stolz. Andere bezahlen Geld dafür, dass sie hierherkommen dürfen. Und wir haben die geilste Landschaft der Welt einfach so vor der Haustür. Wenn ich nach Hause fahre und die Skyline von Annaberg vor mir sehe, da geht mir das Herz auf. Dann weiß ich: Jetzt bist du gleich angekommen. Bei der Family, bei den Kids … Hier biste genau richtig.

RIC: Ich würde hier niemals weg wollen. Leben in der Großstadt–um Himmels Willen. Eine halbe Stunde für zwei Kilometer bis in den Supermarkt –nee danke! Hier hab ich meine Ruhe, keinen Stress, kann einfach mal abschalten, auch mit den Kids. Aber es ist auch schön, mal rauszukommen. Unsere Live-Auftritte genießen wir sehr.

 

Wie sieht’s denn bei euch mit den Figuren aus?

RIXX: Weihnachtsfiguren haben wir ganz viele–mindestens fünf Kisten voll! Meine Mutti hat immer gesagt, wenn du ausziehst, kriegst du die ganzen erzgebirgischen Originale. Und die halte ich in Ehren! Bei den Figuren mögen wir’s klassisch–wie wir es von den Eltern kennen. Und wie es sich gehört, holen wir die alle schön vorm ersten Advent vom Boden und bauen sie auf. Mit der ganzen Familie.

RIC: Du würdest doch am liebsten schon im August anfangen zu dekorieren!

RIXX: Na deine Kids können es doch auch immer kaum erwarten!

RIC: Stimmt. Die fragen schon kurz nach den Herbstferien: „Papa, wann holen wir endlich die Kisten runter?“ Einmal hat mir mein Sohn mit dem Fußball die Pyramide runtergeschossen. Da bin ich fast durchgedreht. Zum Glück konnte ich sie selber wieder reparieren

Habt ihr eine Lieblingsfigur?

RIXX: Mein Lieblingsstück ist ein uralter Räuchermann von meinem Opa, mindestens vierzig oder fünfzig Jahre alt. Da fehlt schon ein Fuß, aber das ist egal. Hier zählt der ideelle Wert. Von den neuen Figuren sammle ich die Schneemänner von Wagner und Hobler. Und ich mag Figuren auf dem Snowboard. Am liebsten lass ich mir von meiner Mutti was schenken. Sie fragt mich immer, was ich haben will, und dann geht es los. So muss das sein.

 

Ich habe gesehen, es gibt sogar einen Stereoact-Räuchermann! Lasst ihr den manchmal qualmen?

RIXX: Na klar! Ich bin ein Räucherkerzen-Fan. Der Duft gehört für mich einfach zu Weihnachten dazu. Räucherkerzen müssen nach Tradition riechen. Ich glaub, ich bin der Fichtenduft-Typ.

RIC: Ich war mit meinen drei Kindern sogar schon mal in Crottendorf zum Räucherkerzenbasteln. Das hat echt Spaß gemacht! Man sieht zwar danach aus wie der Schornsteinfeger, aber die Mühe ist es wert.

 

Ihr tretet ja mittlerweile in ganz Deutschland und Europa auf. Gibt es einen Gig, der unvergesslich ist?

RIC: Einer unserer coolsten Auftritte war auf dem Stadtfest in Zschopau, zusammen mit dem Hochseilakt der Geschwister Weisheit. Dazu gab’s eine mega Feuershow –das war echt unfassbar. Und sowas von Party! Die Gastfreundschaft ist einfach super im Erzgebirge. Auch im Business ist es hier mehr wie ein Kumpelgefühl, nicht wie eine Geschäftsbeziehung.

 

Was sind eure Lieblingsorte im Erzgebirge?

RIC: Wir haben die Corona-Zeit genutzt, um mit den Kindern ganz aktiv die Region zu entdecken. Wir waren auf den Greifensteinen, sind die alte Bobbahn am Fichtelberg runtergewandert, waren viel mit der Familie unterwegs. Dabei haben wir viele neue Orte kennengelernt, richtige Lost Places. RIXX: In den letzten Monaten waren wir coronabedingt wieder mehr regional unterwegs. Das hat echt Spaß gemacht, hier die Geschäfte und Clubs vor Ort zu unterstützen. Privat steh ich gern oben auf dem Pöhlberg und gucke mir meine Heimat an. Das ist schon geil.


Mit ihrer Deep-House-Version von „Die immer lacht“ wurde das erzgebirgische DJ-Duo praktisch über Nacht deutschlandweit berühmt. Im Juni erschien ihre aktuelle Single „So wie wir sind“–ein feuriger Vorgeschmack auf das neue Album komplett mit eigenen Songs rund um Liebe, Freundschaft und Gleichberechtigung. „Wir müssen alle zusammenhalten“, sagen die Jungs aus tiefster Überzeugung. „1000 Stimmen müssen zu einer werden.“ Auf ihre neuen Songs sind sie „stolz wie 'ne Rakete“ und feiern das Album mit einer limitierten Fanbox inklusive einer ganz persönlichen Überraschung.