Der Weg zur wahren Meisterschaft
Eva Engler kommt aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen, ist
gelernte Tischlerin, hat Geografie, Klimatologie und Meteorologie
studiert, lebte in Stockholm und Neuseeland, führt ihre eigene
kunsthandwerkliche Drechslerei – und erweitert nun ihren kreativen
Horizont im Erzgebirge. Im Spielzeugdorf Seiffen macht sie ihren Meister im Drechsler- und Holzspielzeugmacherhandwerk. „Das Erzgebirge hat mich vom ersten Tag an begeistert“, sagt die Drechslerin mit der filigranen Design-Handschrift. „Mit seinen vielen Holzkunstgeschäften erinnert mich Seiffen ein bisschen an meine Heimat Murnau am Staffelsee. Und was man hier im Handwerk alles lernen kann, ist wirklich Weltklasse.“
Aktuell machen sieben Holzspielzeugmacher und Drechsler in Seiffen ihren Meister – so viele wie schon lange nicht mehr. Sie kommen aus ganz Deutschland – aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen. Beim Meisterlehrgang im Erzgebirge verfeinern sie ihre Fähigkeiten im Spanbaumstechen, dekorativen Bemalen, Drehen und Schnitzen und erwerben wertvolle rechtliche und betriebswirtschaftliche Kenntnisse, die sie zum Führen eines eigenen Unternehmens befähigen.
Der Meisterkurs im Erzgebirge ist einzigartig: Er ist deutschlandweit der einzige zertifizierte Kurs zur qualifizierten Weiterbildung von Holzspielzeugmachern und Drechslern. In der Ausbildung zwei unterschiedliche Berufe, werden Drechsler und Holzspielzeugmacher im Meisterkurs zusammengeführt – damit beide Gewerke eine Zukunft haben.
In diesem Jahr wurde der Meisterlehrgang komplett neu formiert: mit neuen Inhalten, neuem Dozententeam und vor allem einem neuen Kooperationspartner. Denn erstmals finden praktische und theoretische Teile in den Räumen des Verbandes der Erzgebirgischen Kunsthandwerker
und Spielzeughersteller in Seiffen und Olbernhau statt. Hier finden die Kursteilnehmer optimale Lernbedingungen. Auch das Dozententeam wurde neu
aufgestellt. Ein alter Hase ist Heiner Stephani, der in seiner Drechslerei auch selbst Kurse anbietet. Neu hinzugekommen sind unter anderem Drechslerin und Holzspielzeugmachermeisterin Marlen Tröger, die viel Aufmerksamkeit für ihre innovativen Handkrippen erhielt, und Innungsobermeister
Thomas Schalling aus Seiffen, der als Inhaber der Drechslerei Thomas Schalling in vierter Generation alle Produkte nach wie vor ausschließlich in liebevoller Handarbeit herstellt. Sie alle geben ihr Wissen und Können nun an eine neue Generation an Meistern weiter – damit auch diese
wieder neue Holzspielzeugmacher und Drechsler in diese schönen Traditionshandwerken ausbilden können.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen
Bevor man seinen Meister macht, braucht man natürlich eine handfeste Ausbildung. Auch diese kann man an der Seiffener Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule in Seiffen machen. „Wir haben in diesem Jahr so viele Interessenten für eine Ausbildung wie schon seit 20 Jahren nicht mehr“, berichtet Verbandsgeschäftsführer Frederic Günther. „Wir freuen uns, dass sich der Beruf des Holzspielzeugmachers bei jungen Leuten wieder so großer Beliebtheit erfreut.“
Bildnachweis:
Foto von Christian Stadler